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Interview mit Marlen Braun

Ende letzten Jahres habe ich Marlen getroffen. Marlen hat im Sommer 2020 ihren Bachelor in Psychology abgeschlossen und arbeitet seitdem Full-Time beim Solar Team der Uni Twente. Was das überhaupt ist, wie sie damals dahin gekommen ist und wie Corona einen Einfluss auf die Wettkämpfe hat, erzählt sie euch aím Interview. 

 Hallo Marlen, danke das du dir die Zeit nimmst. Magst du dich einmal vorstellen? Was studierst du bzw. was hast du studiert, wie alt bist du und was machst du jetzt gerade?

Ja, gerne. Mein Name ist Marlen Braun, 22 Jahre alt und ich habe an der Universität Twente im Sommer 2020 den Bachelor in Psychologie abgeschlossen. Dabei hat mich vor allem die Richtung „Human Factors & Engineering Psychology“ und die Verknüpfung zwischen Menschen und Technik interessiert. Zwischen Bachelor und Master wollte ich sehr gerne in einem Gap year Erfahrungen sammeln und bin nun deswegen nun bei Solar Team Twente. 

Das klingt ja erst einmal super. Aber was genau ist eigentlich das Solar Team? Vielen wird das bestimmt kein Begriff sein. 

Das Solar Team Twente ist eins der 7 Studententeams von der Saxion Hogeschool und Universität Twente. Das Ziel ist es, ein Solarauto zu bauen und Innovationen in dem Bereich voranzutreiben. Es gibt Solarteams überall auf der Welt. Um die Möglichkeiten eines Solarautos zu demonstrieren nimmt das Team an zwei Rennen teil: Erstens die Bridgestone World Solar Challenge in Australien, ein 5-tägiges und ca. 3000km langes Rennen quer durch den Australischen Kontinent. Leider wurde das für dieses Jahr abgesagt, aber wir sind momentan dabei Alternativen zu finden. Das zweite Rennen ist die iLumen European Solar Challenge, ein 24h Rennen in Belgien. Das habe ich mit meinen 18 anderen Teamkollegen letzen Oktober erlebt und war sehr von dem Renngefühl gefesselt.

Wie bist du denn damals zum Solar Team gekommen, da der psychologische Hintergrund ja nicht unbedingt dazu verleitet. Bzw. wie hast du davon gehört?

Mich hat der Gedanke sehr gefesselt, schon als Student an einem Projekt teilnehmen zu können, welches potenziell neue Technologien für nachhaltige Mobilität entwickelt. Sowohl persönlich als auch in dem Human Factors Modul interessierten mich Mobilitätsthemen – es war mir also klar, dass ich etwas in diese Richtung machen möchte. Dazu kommt, dass in den Niederlanden außeruniversitäres Engagement einen viel höheren Stellenwert als in Deutschland hat. Oft wird es bei Bewerbungen sogar wichtiger angesehen als der Notendurchschnitt. Im 4. Semester wurde mir dann klar, dass ich das auch machen möchte. Die Studenten Teams haben mich besonders gereizt, weil dort alle möglichen Studiengänge zusammen kommen und das war etwas, was ich schon im Honours Programme geschätzt habe. Nun, die Studenten Teams sind sehr technisch und als Psychologiestudent bzw. BMS Student fühlt man sich schnell fehl am Platz. Allerdings war mir eins klar: zumindest versuchen werde ich es! Im Rückblick kann ich sagen, dass man sich keine Sorgen machen sollte: solange man Spaß daran hat etwas über Technik zu lernen ist es kein Problem.

Ich muss leider auch zugeben, ich dachte auch immer das ist mehr etwas für die technischen Studiengänge. Was genau sind denn deine Aufgaben im Team?

Das Team ist wie eine kleine Firma aufgebaut und es gibt ein Management, ein Technisches, und ein Marketingteam. Ich bin Teil des Marketingteams und betreue im Grunde die Social-Media-Kanäle, die Website, die PR-Arbeitsgruppe aller Studententeams, die Presseberichte, Medienkampagnen, und ein paar weitere Projekte, die aber noch nicht öffentlich sind. Wir arbeiten aber eng zusammen und helfen uns gegenseitig aus. Beispielsweise haben wir zusammen eine Marketingstrategie entwickelt und dann hat ein Kollege das auf die Events übertragen und ich auf die sozialen Medien. 

Das ist aber ein Vollzeit Job, oder?

Ja, und manchmal auch ein bisschen mehr als das. Nicht nur von der Stundenanzahl, sondern auch von den Gründen warum man mitmacht. Es ist sehr besonders von 18 anderen Studenten umgeben zu sein, die so sehr für dieses Projekt brennen. Ein Jahr ist eine kurze Zeit, um das Auto zu designen, zu bauen, und zu testen. Manchmal denkt man sich „Wow, so etwas haben wirklich Studenten in kurzer Zeit gebaut und auch finanziert?“

Du klingst super happy. Magst du noch ein wenig mehr dazu erzählen, wieso genau das Solar Team dich so begeistert?

Ja, auf jeden Fall der Nachhaltigkeitsaspekt. Das Problem mit elektrischen Autos ist nicht unbedingt die Herstellung, sondern vor allem das „Tanken“. Mit einem Solarauto kann man das allerdings umgehen: das Auto ist theoretisch auf keine Tankstellen angewiesen und stößt auch kein weiteres CO2 aus. Mit Solar Team Twente kann ich also Nachhaltigkeit vorantreiben ohne Maschinenbau, Elektrotechnik oder ähnliches studiert zu haben. Das sind zusammen mit der Tatsache, dass man unglaublich viel lernen kann, die wichtigsten Punkte.

Du hast es am Anfang schon kurz angesprochen, aber kommen wir mal kurz zu Corona. Das ist ja leider etwas, was uns alle immer noch in unserem Alltag einschränkt. Wie hat sich dein Alltag durch Corona verändert?

Momentan versuchen wir so viel wie möglich von Zuhause zu arbeiten. Wir haben in den letzten Monaten sehr gut gelernt uns zu koordinieren, selbst wenn wir an verschiedenen Orten sind. Mit anderen Worten: wir versuchen einfach das Beste daraus zu machen. Besonders hart sind aber die Momente, in denen man sich am liebsten gegenseitig vor Freude um den Hals fallen würde, wie letzten September nach unserem ersten Rennen.

Warst du denn auch schon einmal bei den größeren Rennen dabei oder ist das noch ein Wunsch für die Zukunft?

Ja, im September fand die iLumen European Solar Challenge in Belgien statt. Es war beindruckend zu sehen, wie wir das gemeistert haben, obwohl wir als Team erst 2 Wochen zusammengearbeitet haben. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich dort während des Rennens nachts einmal im Zelt aufwachte und der erste Impuls war, online den derzeitigen Stand nachzuschauen. Man fiebert sehr mit, auch wenn man überholt wird oder ein anderes Team überholt. Und natürlich ist es großartig all die anderen Solarautos in Aktion zu sehen! Eigentlich hätte unser zweites Rennen diesen Oktober in Australien stattgefunden. Das wurde aber wegen Corona abgesagt und momentan suchen wir nach Alternativen.

Wenn es nicht zu geheim ist, kannst du mir sagen woran ihr momentan arbeitet? 

Die meisten Projekte sind leider geheim, aber vieles wird man im Jahr 2021 noch sehen. Momentan hat vor allem eine Alternative zu dem Rennen Priorität. Überlegungen sind beispielsweise die 3.000km auf Solarenergie durch Europa oder auf einer Rennstrecke zu fahren. Aber das muss auch alles mit den anderen Solarteams koordiniert und geplant werden. Spannend bleibt es auf jeden Fall!

Und Was sind deine Pläne für die Zukunft? Bleibst du weiterhin beim Team dabei oder steht noch ein Master an?

Nach dem Solarteam möchte ich gerne den Psychologie Master an der Universität Twente mit der Spezialisierung „Human Factors & Engineering Psychology“ machen. Die Uni bietet hier auch ein Modul zu Verkehrspsychologie an und hat auch einen Fahrsimulator, den man für Studien benutzen kann. Das knüpft an Mobilität an, aber ich kann mir auch vorstellen in anderen Bereichen als Usability Experte oder ähnliches zu arbeiten.

Ein Satz, den du mit der UT verbindest. 

„So viele Möglichkeiten, so wenig Zeit“. Die Uni bietet so viele Möglichkeiten schon neben dem Studium Verantwortung in innovativen Projekten zu übernehmen und sich weiter zu bilden. Das wird beispielsweise von der Student Union oder dem Startup incubator unterstützt.

Danke Marlen für dieses schöne Interview!

Das Foto wurde aufgenommen von: Jérôme Wassenaar