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Was mache ich, wenn es mal nicht okay ist?

Es ist Mittwoch morgen. Ich habe gut geschlafen und die Sonne strahlt vom Himmel. Meine Vorlesung ist halbwegs interessant und nachmittags treffe ich mich mit Freunden zum Spazieren. Eigentlich ist alles gut. Trotzdem trifft es mich auf einmal wie ein Schlag ins Gesicht und meine ganze Laune ist im Keller. Ich werde unruhig, in mir zieht sich alles zusammen und ich habe das Gefühl, einfach raus zu müssen. Manchmal fange ich an zu weinen. Dieses Szenario wiederholt sich in unregelmäßigen Abständen seit ungefähr einem Jahr. Mal mehr, mal weniger. 

Kommt euch das oben Beschriebene bekannt vor? Dann geht es euch wahrscheinlich ähnlich wie mir. Seit über 13 Monaten befinden wir uns in einer weltweiten Pandemie, seit über 13 Monaten sitzen wir zuhause und schauen uns unsere Vorlesungen vom Laptop aus an. Seit über 13 Monaten sehe ich meine Freunde sehr unregelmäßig und meistens nur draußen. Für unsere Gesundheit und die Gesundheit aller anderen, schränken wir unsere Kontakte und unser soziales Leben weitestgehend ein. Die einen mehr, die anderen weniger. Und die ganze Zeit denke ich, eigentlich geht es mir doch gut oder nicht? Ich fürchte keine Existenzängste, ich bin gesund, meine Familie und meine Freunde sind gesund und ich schließe regulär nach sechs Semestern mein Studium ab. Also was stell ich mich eigentlich so an? Aber genau das ist das Problem. Nur weil es mir physisch gut geht, ist meine psychische Gesundheit nicht weniger wichtig. Ich bin 21 Jahre alt, Studentin und eigentlich steht mir die Welt offen und ich sollte mein Leben genießen. Aber leider ist das momentan nicht möglich und das ist völlig okay, dass ich das eben manchmal nicht okay finde. 

Mentale Gesundheit ist ein Thema, was in unserer Gesellschaft immer noch als ein Tabuthema angesehen wird, welches aber genauso wichtig ist, wie jede andere physische Krankheit. Nur, weil du dich in einer privilegierten Situation befindest, heißt es nicht, dass es nicht Tage oder Momente geben darf, wo es dir zu viel wird. Mir geht es genauso, ich liebe meine WG, ich liebe es Zeit  mit meinem Freund zu verbringen und ich bin dankbar für meine Gesundheit und jeden Face time Anruf mit meinen Mädels. Aber manchmal gibt es Momente, wo ich kein Ende sehe und wo ich müde bin von der ganzen Situation und das ist völlig okay und leider habe ich auch nicht die Tipps, die helfen. Mir helfen die kleinen Dinge, eine neue Spazierstrecke, ein Spieleabend mit meinen Mitbewohnern, ein Telefonat mit meiner Familie oder einfach nur ein Wechsel meines Arbeitsplatzes ins Wohnzimmer. Manchmal hilft auch ein Tag Pause, mal kurz rauskommen, nach Hause fahren und eine andere Umgebung sehen, beim Spaziergehen Freunde wirklich zu sehen und nicht nur über meinen Laptop, eine Runde Sport oder ein gutes Lied. Es sind Sachen, die mir in dem Moment gut tun, die meine Laune bessern und wobei ich mich trotzdem noch verantwortungsbewusst verhalten kann. Es ist okay, einen Tag Pause zu machen, es ist okay sich schlecht zu fühlen und es ist definitiv okay müde zu sein von der Situation. Aber das Wichtigste ist, sich dies klar zu machen, und zu merken, dass eben viele Sachen okay sind und wir uns am Ende alle zusammen in der Situation befinden. Und ich bin mir zu 100% sicher, dass es alles (hoffentlich) bald vorbei sein wird, wir wieder feiern können, uns umarmen und verreisen dürfen. Und wenn der Tag dann kommt, dann wird es auch irgendwann so sein, als wäre das alles niemals passiert.