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Auslandssemester - ja oder nein?

Seit ein paar Tagen, bin ich länger in Mexico, als ich davon entfernt bin wieder nach Hause zu fliegen. Es ist Halbzeit und die letzten 11 Wochen gingen sehr schnell um. Aber lohnt sich ein Auslandssemester eigentlich wirklich?

In meinen Augen ja, voll und ganz! Die Wochen und Tage vor der Abreise war ich ehrlich gesagt ein innerliches Wrack, ich war super gestresst, hatte riesige Bedenken und war mir bis zur letzten Minuten noch nicht sicher, dass ich wirklich in dieses Flugzeug steigen werde. Aber wisst ihr, was größer war, als meine Bedenken ein halbes Jahr auf einem fremden Kontinent zu leben?  Meine Angst es zu bereuen. Und ich muss sagen, ich bin sehr froh, dass ich mich damals überwunden habe, und in das Flugzeug gestiegen bin. 

Die Zeit hier in Mexiko war natürlich nicht immer rosig – ich hatte Anfangsschwierigkeiten mit der Mentalität, dem Land und der Sprache. Ich hatte Heimweh und das Gefühl ich verpasse etwas zu Hause. Aber nicht ein einziges Mal habe ich meine Entscheidung bereut gegangen zu sein. 

Während der letzten Monate habe ich sehr viel über mich selbst gelernt. Die neuen Situationen haben mich gezwungen aus meiner Comfort Zone rauszugehen und ich musste mich mehr als einmal überfinden. Ich habe gelernt, dass die deutsche Art zu leben in manchen Punkten ruhig ein kleines Upgrade vertragen kann. Während der letzten Wochen habe ich mich in ein Land verliebt, was so viel Diversität bietet. Ich habe Menschen in mein Herz geschlossen, die mich immer mit offenen Armen empfangen werden. Und ich habe gelernt, dass es so vieles gibt von der Welt, was ich noch nicht kenne. 

Mexiko ist ein Land, in welchem die Schere zwischen Arm und Reich größer nicht sein könnte. Ich bin sehr behütet in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Mehr als einmal habe ich mich in den großen Städten verloren gefühlt. Aber ich habe auch erkannt, wie privilegiert ich bin, wie gut es mir geht und das viele meiner Probleme ‚Luxusprobleme‘ sind. Und ich finde das ist etwas, was wir in Deutschland leider viel zu häufig vergessen – wie gut wir es doch haben. Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit habe, dies hier noch einmal auf eine andere Art und Weise kennenzulernen. 

Mexikaner sind trotz allem, die glücklichsten und freundlichsten Menschen, die ich bis jetzt in meinem Leben kennengelernt habe. Sie sind offen, laden dich in ihr Haus ein, obwohl sie dich erst seit 5 Minuten kennen. Wir haben sogar eine Einladung über Weihnachten bekommen, damit wir nicht alleine sind. In meinen Augen können sich Deutsche davon etwas abschneiden – ich selber eingeschlossen. Die Mentalität, welche in diesem Land herrscht ist eine 180 Grad Wendung zu der deutschen und mir gefällt es sehr. Ich hoffe, dass ein paar dieser Charaktereigenschaften, sich auf mich übertragen und ich sie mit zurück nehmen kann.

Auch mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht, aber die Zeit hier in Mexiko wird für immer eine der schönsten Zeiten in meinem Leben bleiben. Ich habe und werde es noch, mich als Person sehr weiterentwickelt. Ich bin gewachsen und habe eine neue Sichtweise kennengelernt. Ich bin selbstbewusster geworden und habe gelernt mit Problemen klar zu kommen. Und ich bin mir sicher, dies wäre alles nicht passiert, wäre ich damals nicht in das Flugzeug gestiegen.

Also ja – ich empfehle ein Auslandssemester jedem, der die Chance dazu hat. Hierbei spielt das Land, sogar keine große Rolle. Egal wohin ihr geht, ihr werdet eure eigenen Erfahrungen machen und diese werden (nicht immer, aber größtenteils) wunderbar sein.