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Interview mit Hannah Pelikan

Erfahrungsbericht der ehemaligen UT Studentin Hannah Pelikan

Hannah Pelikan, hat den UT Graduation Award für ihre Abschlussarbeit in 2019 bekommen. Im Interview erzählt Sie von ihren Erfahrungen an der UT und was Sie jetzt nach ihrem Abschluss an der Universität Twente macht. 

Hallo, ich bin Hannah Pelikan und ursprünglich komme ich aus München, von dort hat es mich zum Studium an die Universität Twente und danach zum PhD nach Schweden verschlagen. Meine Leidenschaft für Informatik hat sich während meiner Schulzeit ergeben und so habe ich mein Bachelor Studium in Cognitive Science in Osnabrück begonnen. Während meines Semesteraustausch in Schweden bin ich in Kontakt gekommen mit Mensch Roboter Interaktion (Human-Robot Interaction) und wollte mich in diesem Thema weiter spezialisieren. Da die Universität Twente sowohl den menschlichen Aspekt als auch die technische Expertise sehr gut verbindet, habe ich mich entschlossen Interaction Technology im Master zu studieren.

Worum geht es in dem Master Interaction Technology?

Interaction Technology kombiniert die besten Erkenntnisse aus Bereichen wie Informatik und Elektrotechnik und wir als Studierende sollen lernen, diese Erkenntnisse in innovative Projekte mit Auswirkungen auf die Gesellschaft zusammenzuführen. Der Studiengang der Universität Twente ist deshalb so besonders, da Hightech als eine Kraft betrachtet wird, die nur dann ihr volles Potenzial entfalten kann, wenn sie auch mit einer menschlichen Note verbunden ist, dass mich besonders an diesem relativ neuen Studiengang fasziniert hat. Neue Technologien sind umso erfolgreicher und sinnvoller, wenn Menschen mit einem klaren Verständnis der menschlichen Bedürfnisse und Wünsche - und dem Bestreben, beides zu verbinden - beteiligt sind. Da der Studiengang und das Themengebiet in den letzten Jahren einen richtigen Aufschwung erlebt hat, gibt es viele Möglichkeiten nach dem Studium in verschiedene Richtungen zu gehen. Viele gehen wie ich in die Forschung um an eigenen Projekten zu arbeiten oder wollen im Design Bereich arbeiten und vielleicht sogar das eigene Start-up gründen.

 Falls euer Interesse geweckt wurde, könnt ihr gerne mal auf der UT Webseite vorbeischauen, da gibt es noch mehr Informationen über das Masterprogramm Interaction Technology:

https://www.utwente.nl/en/education/master/programmes/interaction-technology/#beerend-about-interaction-technology

Was für Unterschiede sind dir zwischen Deutschland und den Niederlanden aufgefallen?

Am Anfang muss ich zugeben das ich einen kleinen Kulturschock hatte. Ich hatte schon vorab Auslandserfahrung und wusste so ungefähr worauf ich mich einlasse, aber als ich dann wirklich in den Niederlanden war, brauchte ich ein bisschen bis ich mich wohl gefühlt habe. Zum einen musste ich mich erst an die sehr direkte Art der Niederländer gewöhnen – Holländer nehmen oft kein Blatt vor dem Mund und sagen direkt was sie denken, was nicht immer leicht ist, aber man lernt doch zügig damit umzugehen.
Zum anderen ist das Notensystem anders im Vergleich zu Deutschland. Die Notenskala reicht von 1 (nicht bestanden), über 5.5 (bestanden) zu 10 (volle Punktzahl), allerdings ist es fast unmöglich die volle Punktzahl zu bekommen. Damit hatte ich am Anfang auch zu kämpfen, da ich immer eine sehr gute Studentin war und auch hier den Anreiz hatte, immer das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.
Im Vergleich zu Deutschland erzieht das Studium in den Niederlanden die Studierenden zu mehr Selbstständigkeit, wie ich finde. Die Selbstverwirklichung durch Kurse und eigene Ideen für Projekte sind geschätzt und werden auch gefordert. Mein Studiengang Interaction Technology ist sehr praktisch orientiert, sodass wir Studenten auch viel an eigenen Projekten in den unterschiedlichen Laboren und Forschungsgebäuden arbeiten können. Im Vergleich zu Deutschland gibt es flachere Hierarchien im Umgang zwischen Studenten und Professoren, da sie uns oft herausfordern quer zu denken und Dinge zu hinterfragen, anstatt sie einfach hinzunehmen. Oft arbeitet man hier in den Niederlanden in Gruppen zusammen, die aus ganz verschieden Studenten bestehen und wodurch ich einen großen Lernprozess erfahren habe, da ich verstanden habe, dass es auch andere Arbeitsweisen und Methoden gibt, um das Ziel zu erreichen.
Die freiere Fächerwahl ist ein weiterer Aspekt, den ich immer als Pluspunkt empfunden habe, da ich dadurch auch in andere Themenbereiche eintauchen konnte – ich habe z.B. einen Philosophiekurs belegt, der komplett anders zu meinen vorherigen Kursen war, aber ich am Ende viel gelernt und mitnehmen konnte.
Aber mir war auch wichtig das ich neben dem Studium genügend soziale Angebote habe, sodass ich auch einen Ausgleich zur Uni finden kann – ich habe z.B. bei der Studentenvereinigung „Chassé“ Jazzdance getanzt. Der Campus der Universität Twente ist so groß und das Angebot von Sport über Konzerte ist so vielfältig, dass für jeden etwas dabei ist.

Hannah gewann den Graduation Award für ihre Abschlussarbeit

Im September 2019 wurde Hannah für ihre Masterarbeit ("What's going on there?" Negotiating common ground in robotic vs. open surgery), die sie in Zusammenarbeit mit der Cornell University in den USA geschriebenhat, mit dem „Graduation Award für Abschlussarbeiten“ ausgezeichnet. Das Video gibt einen kleinen Einblick: https://www.youtube.com/watch?time_continue=80&v=ZlcjzxMnYlE&fbclid=IwAR37NT-wCrAq24S0KK9pyXcYMLmb_qdROqo9Udlmnhgc_rEpoADVZfZDiuc

Wie hat dich der Master auf deine Doktorarbeit vorbereitet?

Mein Master in Interaction Technology an der Universität Twente hat mich sehr gut auf meine aktuelle Doktorandenstelle an der Linköping Universität in Schweden vorbereitet. Zum einen habe ich während meines Masterstudiums gelernt proaktiv zu arbeiten und Projekte selbst zu planen und zu organisieren aber auch um Hilfe zu bitten, falls ich nicht mehr selbst weiterkomme und keine Lösung finde. Durch die vielen Projektarbeiten und die Vorlesungen habe ich mein eigenes Gespür dafür entwickelt, wie realistisch und umsetzbar meine Ideen und Plänen sind. Zudem hat der Studiengang mir das notwendige technologische Know-how, sowie ein kreatives und disziplinübergreifendes Verständnis des menschlichen Verhaltens in Verbindung mit neuen Technologien vermittelt, was besonders wichtig in der Forschung ist.

Forschungsarbeit in Schweden

In meiner Doktorarbeit beschäftige ich mich damit, wie Menschen mit Robotern sprechen und interagieren und wie wir Roboter so designen können, dass sie „menschenfreundlich“ kommunizieren (also aus menschlicher Sicht einfach und intuitiv). Ich mache vor allem beobachtende Feldstudien, arbeite also nicht so oft im Labor, sondern gehe z.B. zu Teilnehmern nach Hause und filme sie beim Spielen mit einem Roboter. Ausgehend von der Beobachtung, dass Menschen nicht immer Worte sondern oft non-lexikalische Ausdrücke wie „hä?“, „aha“ und „jippie“ benutzen, liegt mein Fokus auf Piepgeräuschen (ähnlich wie bei Wall-E und R2-D2) und ich untersuche, inwiefern Roboter durch solche Geräusche (alleine oder in Kombination mit verbalen Aussagen) kommunizieren können.