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Dinge, die ich an den Niederlanden mag

Vieles ist gleich, und doch gibt es auch viele Unterschiede zwischen Holland und Deutschland, an die man im ersten Moment nicht denkt:

Fahrradkultur. Damit habe ich jetzt alles zusammengefasst, was hier dafür getan wird, dass Leute Fahrrad fahren bzw. dabei bleiben. Teilweise überwachte Fahrradparkplätze, Fahrradampeln (manche auch mit Regensensor, aber leider nicht in Twente), breite und extra Fahrradwege.. Man ist z.B. mit dem Auto meistens genauso lange unterwegs wie mit dem Fahrrad und muss sich dann glücklicherweise nicht auf Parkplatzsuche begeben, was mich in Deutschland schon die ein oder andere Stunde Zeit und viele Nerven gekostet hat. Außerdem auch super praktisch nach Partys, wenn man nicht von Bussen oder Taxis abhängig ist, um nach einer langen Nacht nach Hause zu kommen.


Hagelslag. Gut, ich mochte die Schokostreusel schon immer. „Hagelslag“ hat aber für die Holländer noch mal eine ganz andere Bedeutung als für uns. Es ist, zusammen mit Schlabberbrot, das Frühstück Nr.1 und im Supermarkt gibt es unglaublich viele Variationen davon. Damit verbunden auch einige Bräuche. Zum Beispiel wird bei der Geburt eines Kindes ein ganz besonderer Hagelschlag (mit Anis) auf Beschuit (das ist eine Art runder Zwieback) gegessen. Je nach Geschlecht des Babys in Rosa oder Blau ;)


Leute (Dutzen). Am Anfang war es schon komisch, dass man immer geduzt wird, und das nicht weil man jünger aussieht, sondern weil das alle hier machen. Stellt man einen Antrag für die Krankenversicherung, bekommt man eine Email, in der der zuständige Angestellte nur mit seinem Vornamen unterschreibt. Auch in der Uni nennt man seine Profs beim Vornamen und im Gegenzug wird man selber auch beim Vornamen genannt. Das schafft eine nicht all zu hierarchische Atmosphäre (Hierarchien sind hier meistens auch flacher wurde mir erzählt).


Bildungssystem. Der Staat investiert viel in Bildung, speziell Unis und Hochschulen. Der Rest wird gedeckt durch Studiengebühren. Das Geld kommt allerdings den Unis auch zu Gute. Topmoderne Ausstattung, viel persönliches „Tutoring“ und Hilfe bei Projekten als auch Studienproblemen und interaktive, nicht überfüllte Vorlesungen sind dann das Resultat. Ich fühle mich von der Uni richtig willkommen und das Ganze ist sogar so gut, dass ein paar Mitstudenten nicht wussten, dass das tatsächliche eine staatliche Uni ist :D Gut, wenn man sich ein paar private deutsche Unis zum Vergleich anguckt können die holländischen da sogar echt gut mithalten was Betreuung und Ausstattung angeht. Als wir uns letzten mit einem unserer Profs unterhalten haben, wollte der fast nicht glauben, dass es überhaupt Vorlesungen mit über 200 Leuten gibt (ganz zu schweigen von BWL mit 700-1000? Studenten in einem Hörsaal)


Internationalität. Es ist schon lustig, mit was für einer Selbstverständlichkeit die Deutschen auf dem Markt oder hier in den Geschäften auf Deutsch bestellen. Zugegeben, ich bin davon nicht ausgenommen, als ich früher öfter in den Niederlanden war, habe ich auch direkt Deutsch geredet und die Personen in den Touri- oder Grenzregionen sind meistens ja auch auf Deutsche ausgerichtet. Je mehr Niederländer ich aber kennenlerne, desto mehr erlebe ich, dass es , gerade in der jüngeren Generation, keine Selbstverständlichkeit ist. Dafür sprechen aber wirklich fast alle gutes Englisch. Englische Filme in Kinos oder im Fernsehen werden grundsätzlich auf Englisch mit Untertiteln ausgestrahlt und ich habe mal gehört, dass wohl 91% der Bevölkerung Englisch spricht (Im Vergleich, in Großbritannien sind es 95%!)

Niederländisch. Aber auch Niederländisch ist eine meiner Lieblingssprachen geworden. Leider spreche ich noch nicht so viel, dass ich ein langes Gespräch aufrechterhalten könnte, aber ich verstehe super viel (auch dadurch, das ich es trotz internationaler Uni ja jeden Tag höre). Ich hoffe aber, bald auch selbstständig mehr sprechen zu können, denn die Sprache ist auch von der Grammatik her nicht allzu schwer und ich kann sie dann gleich im Alltag einsetzen (Zumindest solange, bis z.B. der Kassierer merkt, dass man nicht aus NL kommt, dann wird nämlich das Englisch wieder rauskramt, ob man will oder nicht!)


Enschede und Twente. Für alle, die es noch nicht wissen: Twente ist eine Region im Osten der Niederlande. Die drei größten Städte sind Enschede, Hengelo und Almelo. Die University of Twente (daher der Name) liegt zwischen Enschede und Hengelo, und gehört offiziell noch zur Gemeinde Enschede. Da Enschede auch die größte Stadt der Region ist, gibt es auch einiges zu bieten und ist (laut Google) sogar eine Großstadt. Wenn man aber durch die Stadt fährt, merkt man schnell, dass es trotzdem noch nicht extrem unübersichtlich ist und ein richtiges Ghettoviertel (so wie man es ja oft kennt) gibt es anscheinend auch nicht. Im Sommer finden viele Festivals statt und man kann hier von Lasertag über Feiern gehen bis Wok&Mini-Golf und Tauchen alles machen, was man sich vorstellen kann.

Feiertage und Traditionen. Ich freue mich schon extrem auf den Königstag nächstes Jahr als auch auf den Befreiungstag. Mal schauen, was so in Enschede los ist! :)


So, das war es erstmal mit meiner Lobeshymne an die Niederlande. Kurzum, alle diese Dinge tragen dazu bei, das ich mich hier extrem wohl fühle und um meine Entscheidung nicht bereue. Natürlich gibt es auch Sachen, die ich besser in Deutschland finde, denen ich mich aber im nächsten Post widmen werde.


Fotos: Eigene, http://researchblog.iclon.nl/the-hagelslag-dilemma/