Denise Leusink

Erfahrung ehemaliger studenten

Denise Leusink

Denise Leusink hat ihr Studium der Technischen Physik 2011 abgeschlossen und arbeitet als Doktorandin in einer Stiftung für die Grundlagenforschung zur Materie (Stichting voor Fundamenteel Onderzoek der Materie, FOM) und in der University of Twente.

Meine Entscheidung für Technische Physik an der University of Twente

In der weiterführenden Schule musste ich mich entscheiden, was ich später einmal werden wollte. Diese Entscheidung fiel mir sehr schwer. Bis mir jemand sagte: „Du musst als Studienfach etwas auswählen, das Dich interessiert. Es geht bei einem Studium in erster Linie darum, wissenschaftlich denken zu lernen. Viele Menschen arbeiten am Ende in einem ganz anderen Bereich als dem, für den sie konkret ausgebildet wurden.“ Da war meine Entscheidung schnell getroffen: Ich wollte immer schon wissen, wie die Dinge im Innersten aufgebaut sind, und der Physik begegnet man im Alltag ständig. Darüber hinaus sind die analytischen Fähigkeiten, die man in Technischer Physik erwirbt, überall nützlich. Am Ende habe ich mich für die University of Twente entschieden wegen der angenehmen Stimmung an der Fakultät. Die Dozenten sind sehr offen und es wird begrüßt, wenn Studenten sich aktiv einbringen. Darüber hinaus genießt der Studiengang Technische Physik einen sehr  guten Ruf und ist bestens ausgestattet.

Meine tägliche Arbeit

Ich arbeite als Doktorandin in der FOM. Die FOM ist eine Stiftung zur Förderung der Grundlagenforschung in der Physik. Als Doktorandin gehöre ich einer Forschungsgruppe der University of Twente an und arbeite zum Beispiel regelmäßig im NanoLab. Dort untersuche ich die Interaktion zwischen Magnetismus und einem speziellen Leitertyp, der in den sogenannten „topologischen Isolatoren“ zu finden ist. Diese Materialkombinationen können sehr interessant sein für die Spintronik, also Elektronik, bei der neben der Ladung noch eine weitere Eigenschaft des Elektrons zum Zuge kommt, und zwar der Spin.

In meiner Arbeit in der experimentellen Forschung möchte ich bestimmte physikalische Phänomene in Geräten untersuchen. Ich arbeite deshalb viel im Labor. Ich konzipierte Geräte, tüftele aus, wie man sie bauen kann und fertige sie im NanoLab auch selbst an. Anschließend messe ich sie durch und analysiere die Daten. Ich teste, ob die Daten mit den theoretischen Modellen, die wir entwickelt haben oder mit Modellen anderer Wissenschaftler übereinstimmen. Und wenn wir etwas Überraschendes messen, versuchen wir, eine Erklärung dazu zu finden und ein neues Modell zu erstellen. Ich arbeite also nicht nur im Labor, sondern sitze auch regelmäßig am Computer, um die Fachliteratur zu studieren, theoretische Modelle zu entwickeln und Datenanalysen sowie Simulationen zu erstellen. Zudem möchten wir unsere Ergebnisse natürlich mit dem Rest der Welt teilen, und dafür besuche ich ab und zu Konferenzen. Neben meinen Forschungsaufgaben habe ich auch einen Lehrauftrag; ich gebe Seminare und betreue Praxisveranstaltungen.

Welches Wissen aus dem Studium der Technischen Physik benutzt Du bei der Arbeit?

Da ich mich für eine Dissertation in Physik entschieden habe, nutze ich das Wissen, das ich im Studium der Technischen Physik erworben habe, wahrscheinlich mehr als irgendwo sonst. Im Bachelor Physik wird eine gute Grundlage gelegt, und in diesem Stadium sind die Studieninhalte noch ziemlich breit gefächert. Im Master habe ich mehr Fächer belegt, die eine direkte Verbindung zu meiner jetzigen Forschungsarbeit haben. Das wichtigste, was ich im Studium gelernt habe, sind jedoch die Fähigkeiten. Ich merke, dass der analytische und kritische Blick sehr wichtig sind. So habe ich auch in Modellen von anderen schon einige kleine Fehler entdeckt.

Wie hat Dich Technische Physik auf den Arbeitsmarkt vorbereitet?

Im Physikstudium wird man zu einem guten Forscher ausgebildet. Das sieht man an den „Die-Hard“- Physikfächern. Und in den Praxisveranstaltungen lernt man, wie man ein wissenschaftliches Experiment gut vorbereitet und durchführt. Geforscht wird heutzutage oft im Team, da ist es gut, dass man auch im Studium schon mit anderen in Projekten zusammenarbeiten muss. Die analytischen Fähigkeiten, die man erwirbt, sind unverzichtbar. Das sehe ich auch bei meinen Kommilitonen. Nicht jeder hatte das Ziel, in die Forschung zu gehen. Andere haben nach dem Physikstudium in Beratungsfirmen oder Banken angefangen. Dort sind Physiker sehr gefragt.

Für die berufliche Orientierung ist im Studium selbst nicht viel Platz reserviert. Das ist auch nicht nötig, denn der Studienverein bietet in dieser Hinsicht viel an. Er organisiert Exkursionen zu Betrieben (im In- und Ausland) und lädt auch Unternehmer ein, z.B. Vorträge zu halten. Zudem werden Schulungen wie Bewerbungstrainings angeboten.

Mein goldener Tipp für zukünftige Studenten

Wählt ein Studium, das Euch interessiert, denn wenn man motiviert ist, kann man auch anspruchsvolle Fächer meistern.

Unterschätzt Euer Studium nicht. Manchmal haben es gerade die Studenten, die in der Schule die besten Noten hatten, im ersten Jahr an der Uni am schwersten. Sie haben das Tempo an der Universität unterschätzt. In der Schule war alles so einfach und jetzt bekommen Sie plötzlich schlechtere Noten.

Macht Euch klar, dass das Studium als 42-Stunden-Woche konzipiert ist. Es bildet eine gute Grundlage, ist aber wegen der 42 Stunden pro Woche auch begrenzt in dem, was es einem bieten kann. Daneben gibt es an der Universität und im Umfeld zahlreiche Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Erkundigt Euch und wählt etwas aus, das zu Euch passt. Das ist nicht nur sinnvoll und macht meistens viel Spaß, sondern macht Euch auch viel interessanter für den Arbeitsmarkt.

Chat offline (info)
Zur Nutzung dieser Funktion:
Cookies akzeptieren